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MEINE MEINUNG zur Kühnert-Debatte

Da haben wir gedacht, mit den Forderungen der Grünen nach Enteignung von Wohnungsgenossenschaften hätten wir noch vor Ostern die Spitze des Eisbergs erreicht. Aber nichts da! Kevin Kühnert setzte nun noch einen drauf. Ihm reicht die soziale Marktwirtschaft nicht mehr aus; eine sozialistische muss her. Auf demokratischen Wege, na immerhin! Nach ersten ungläubigen Staunen von allen politischen Seiten, betonte er dann auch nochmal stolz, dass er das alles durchaus ernst meint. Und die empörten Reaktionen zeigten seiner Meinung nach nur, "wie eng mittlerweile die Grenzen des Vorstellbaren geworden sind.“

Es geht ja aber eben nicht nur um die Welt des Vorstellbaren. Ich habe - wie viele andere auch—Sozialismus und Kollektivierung erlebt. Ich weiß, was sozialistische Wirtschaft in der Realität aussieht. Das gilt natürlich nicht für einen 29-jährigen Westberliner. Dann lässt sich so etwas auch leichter sagen und schöner vorstellen. Es bedarf dann aber für die Kühnertschen Ideen auch großer Vorstellungskraft. Wie sozialistische und Marktwirtschaft eigentlich zusammengehen soll, kann man sich da schon mal fragen.

Kann man bei 29 Jahren eigentlich noch von jugendlichen Leichtsinn sprechen? So oder so, die SPD dürfte sich im laufenden Wahlkampf über diesen Bärendienst wahrlich gefreut haben. Fast beruhigt nahm man da zur Kenntnis, dass dem überwiegenden Teil der SPD die Forderungen ihres jungen Revoluzzers dann doch etwas zu weit gehen. Um den wirtschaftspolitischen Sachverstand scheint es dann also bei den Sozialdemokraten doch nicht zu schlecht bestellt zu sein. Und den revolutionären Umsturz müssen wir auch erst einmal nicht befürchten.